91. Rotes Sofa im Abgeordnetenbüro Schmidt
Am vergangenen Freitag, dem 22.11., fand im Abgeordnetenbüro Schmidt das nunmehr 91. Rote Sofa statt. Wir hatten diesmal die namhafte Schriftstellerin und Musikerin Manja Präkels zu Gast, die aus ihrem Debütroman "Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß" (erschienen 2017) las und sich den Fragen von Co-Gastgeberin Regina Kittler stellte.
Der Titel "Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß" ist dabei Programm - aber nicht komplett wörtlich zu nehmen. Das heißt, um Nazis geht es durchaus wörtlich - aber dabei handelt es sich um Neonazis im Brandenburg der Wende- und Nachwendezeit, und Hitler ist lediglich der Spitzname von Oliver, dem ehemals besten Freund der Ich-Erzählerin Mimi. Oliver und Mimi teilen vieles - nicht zuletzt den Wunsch, frei und wild zu leben -, aber dann wird Olli zum Nazi, Mimi nicht. Die Hintergründe lassen sich sowohl politisch-theoretisch wie auch biographisch-literarisch erörtern - und das Rote Sofa ist an jenem Abend ein Ort, wo beides fließend ineinander übergeht.
Wer bleibt für die Neonazis im Brandenburg der Neunziger als Feind dann noch über, fragt Präkels, wenn es weit und breit keine Ausländer gibt? Und sie beantwortet sich die Frage gleich selbst: Es sind die langhaarigen Jungs und die kurzhaarigen Mädchen - die Dorfdisko, wo Metaler, Punks und Wave-Kids gemeinsam feiern. "Ich hatte blaue Haare", witzelt Präkels, "das hat mir zwar nicht gestanden, aber war ja auch kein Grund, mich durch die Gegend zu jagen, oder?" Dass all das von gespenstischer Aktualität ist, versteht sich leider von selbst. "Die Kinder der Neunziger sind die Eltern von heute", gibt Regina Kittler zu bedenken, "und vielleicht hatten sie die Klamotten sogar noch im Schrank."