Auf dem „Roten Sofa“: Karin Scheel
Karin Scheel, gebürtige Rostockerin, ist seit Februar 2018 Leiterin der kommunalen und kostenfreien Galerie im Schloss Biesdorf. Am 20. August war sie zu Gast auf dem „Roten Sofa“ im Abgeordnetenbüro von Regina Kittler und Manuela Schmidt.
Scheel studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Lehramt an der Humboldt-Universität zu Berlin. Allerdings hätte sie lieber Kunst studiert, was ihr jedoch aufgrund des Ausreiseantrags, den ihr Mann gestellt hatte, verwehrt wurde. Ab 1987 studierte sie im Fernstudium Philosophie an der Humboldt-Universität.
Nach Marzahn-Hellersdorf verschlug es sie 1988 zum ersten Mal als sie eine Stelle in einem Hellersdorfer Kulturhaus annahm. Seitdem blieb Karin Scheel dem Bezirk treu, baute nach der Wende Kultureinrichtungen auf, von denen es heute die meisten nicht mehr gibt. Die erste Galerie, die sie aufbaute, war die Galerie HO (Hellersdorfer Originale) ab 1994.
2009 übernahm Karin Scheel die Galerie M im ursprünglichen Gebäude an der Marzahner Promenade 13. und krempelte das Konzept radikal um. Viele neue Besucher*innen kamen, aber es hagelte natürlich auch viel Kritik. Für Scheel ist Kunst nicht (nur) Dekoration, sondern soll die Gesellschaft spiegeln. Um die Ausstellungen passend für den Ort zu gestalten, arbeitet sie intensiv mit den Künstler*innen zusammen. Das ist auch noch heute so.
Aufgrund des maroden Zustands des sich im Besitz der Degewo befindlichen Galerie-M-Gebäudes wurde es 2014 abgerissen. Erleichtert hat den Abriss, dass es nicht unter Denkmalschutz stand. Auch am neuen Standort an der Marzahner Promenade 44 setzte Scheel ihr Konzept um.
Der abrupte Ausstieg der Grün Berlin GmbH aus dem Betrieb des Schlosses Biesdorf und dem damit verbundenen Ende des „Zentrum für Kunst und öffentlichen Raum“ ermöglichte Karin Scheel die Übernahme des Schlosses als kostenfreie kommunale Galerie im Februar 2018. Schnell musste ein Konzept entwickelt werden, wie so ein Haus geführt werden kann. Ihr erster Gedanke: Die Schlagzahl muss erhöht werden. So wurden aus zwei Ausstellungen pro Jahr vier. Außerdem gibt es nun auch kulturelle Veranstaltungen – etwa 160-170 im Jahr – und Bildungsangebote sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene mit dem Kunstsalon. Die Besucher*innenzahlen konnten damit massiv erhöht werden.
Neben Musik spielen Lesungen eine große Rolle. So wird im Herbst 2019 eine Vortragsreihe zum besseren Verständnis der Kunst in der DDR geben, bei der Kunsthistoriker ihre Arbeiten vorstellen werden. Und auch die Werke aus dem Archiv in Beeskow werden Ende 2020 den gesamten Ausstellungsbereich füllen. Bereits im ersten Jahr als kommunale Galerie gab es drei Ausstellungen, die vom Beeskower Archiv zusammengestellt wurden und in der aktuellen Ausstellung „Klasse Frauen“ wurden zwischen zeitgenössischen Werken auch passende Werke aus Beeskow platziert. Anlässlich des 125. Geburtstages von Otto Nagel wird es im nächsten Mai eine Ausstellung mit seinen Werken geben.
Was Karin Scheel jetzt noch braucht sind Fachleute, die sie bei der Arbeit unterstützen. Seit über 1,5 Jahren ist sie die einzige Festangestellte der Galerie. Im Haushaltsplan für 2020/21 wird es aber zwei neue Stellen für das Haus geben, wie Norbert Seichter von der Linksfraktion in der BVV Marzahn-Hellersdorf anmerkte.