Lange Kriminacht auf dem Helene-Weigel-Platz

In der prallen Abendsonne fand am vergangenen Freitag (28.06.) die diesjährige Lange Kriminacht auf dem Helene-Weigel-Platz statt. Von der ersten bis zur letzten Minute boten die Gäste feinste Unterhaltung für Alt und Jung: Lesungen aus zwei Krimis und ein tolles Gespräch mit vielen Einblicken aus dem Nähkästchen der Schriftsteller.

Zum Einstieg befragte der ehemalige Kultursenator und passionierte Leser Klaus Lederer die beiden Autor*innen Pieke Biermann und Jürgen Tietz zu ihren Inspirationsquellen, ihren Schreibprozessen und ihren Lieblingskrimis. Ein Thema nahm in diesem Gespräch besonders viel Raum ein: nämlich das Verhältnis zwischen Krimis und den konkreten Orten, an denen sie spielen. "Ich sehe schon", bemerkte Lederer zwischendurch lachend, "wir reden heute gar nicht so viel über Krimis, sondern mehr über die Stadt, die wir lieben: Berlin."

Ganz offensichtlich sind das für Biermann und Tietz zwei Dinge, die wunderbar zusammenpassen: Kriminalromane und die Stadt Berlin. Jürgen Tietz liest später aus seinem ersten Berlin-Krimi mit dem Titel "Berliner Monster", Biermann gibt einige Passagen aus "Vier fünf sechs" zum besten, dem letzten Band ihres Berlin-Quartetts, in dem die erste queere Mordkommission der Literaturgeschichte ermittelt. Und nebenbei, ganz spielerisch, erfahren die Zuschauerinnen und Zuschauer von den beiden Autor*innen des Abends viel buntes anekdotisches Wissen und viele Denkanstöße. Sind Umbruchszeiten Glückszeiten für Krimiautoren?, fragt Klaus Lederer die Gäste. Gibt es in unserer heutigen Gesellschaft schon Männer, die Frauen aus Autonomie lieben?, fragt Pieke Biermann. "Eine Zigarette kann eine wertvolle Spur für die Ermittler sein. Also: Gute Mörder rauchen nicht", beobachtet Jürgen Tietz. Und alle drei gemeinsam spekulieren sie über Kriminalliteratur als Ersatzhandlung für eigene Mordgelüste. So verabschiedet Lederer sich mit einer scherzhaften Empfehlung ans Publikum: "Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, jemanden umzubringen, dann schreiben Sie lieber ein Buch!"