Spenden für den Erhalt unserer Kultur
Ich habe im Januar den Betrag der Diätenerhöhung für die Kampagne „Berlin Mondiale retten“ gespendet. Und ich werde auch in den kommenden Monaten einen Teil der Diätenerhöhung für Kulturprojekte, Künstlerinnen und Künstler der freien Szene, die durch den beschlossenen Sparhaushalt des Senats in Not geraten, spenden. Diese Not betrifft viele und es werden immer mehr. Vor allem jenen Projekten und Künstler:innen der freien Szene, die weder über Rücklagen verfügen, noch aufgrund ihrer oft sowieso sehr prekären Existenz die Streichung von Geldern, den Wegfall von bezahlbaren Arbeits- und Atelierräumen nicht verkraften können, droht das Aus.
Offensichtlich frei von Kenntnis, wie sich die Sparmaßnahmen im Konkreten auswirken werden, haben der Regierende Bürgermeister und auch der Kultursenator die Kultur- und Kunstschaffenden aufgefordert, ein bisschen mehr Eigeninitiative zu zeigen, sich nach Sponsoren und anderen Finanzierungsmöglichkeiten umzusehen, anstatt zu jammern. Es ist wie immer: Erfolge werden in die eigene Bilanz geschrieben (Schaut, was wir für eine tolle und kreative Kulturmetropole sind!), Schwierigkeiten und Ergebnisse verfehlter und nicht vorausschauender Politik werden individualisiert und privatisiert.
Dem Rat des Bürgermeisters und des Senators folgend hieße dies: Alle kämpfen um die gleichen Töpfe und gegeneinander, alle buhlen um die gleichen privaten Geldgeber.
Die Rettungskampagne auf betterplace.org zeigt, es geht anders, es muss anders gehen. Und lässt den etwas kühnen, aber guten Gedanken zu, dass sich die solidarischen Möglichkeiten gegenseitiger Hilfe ausbauen ließen.
In diesem und im folgenden Jahr werden viele Arbeitsräume für Künstler:innen, Projekte und Initiativen wegfallen oder die Mieten werden steigen. Es ist bei weitem nicht das einzige, aber eines der ganz großen Probleme, denn der Senat plant unter anderem, die KRB (Kulturraum Berlin GmbH) abzuwickeln, das Arbeitsraumprogramm extrem zu kürzen und viele Kulturschaffende auf den freien Markt zu schicken. Dort aber herrscht bekanntlich das Gesetz des Stärkeren, bzw. der besser gefüllten Brieftasche.
Ein Fonds für den Erhalt und die Anmietung von Arbeitsräumen wäre eine Möglichkeit, einiges davon abzufedern, den Betroffenen Luft zu verschaffen und Sicherheit zu geben.
Darüber ließe sich reden und das sollten wir tun.
Ich bin sicher, dass viele Menschen in unserer Stadt den Kahlschlag im Kulturbereich mit Sorge sehen und falsch finden.
Der Senat hat es unterlassen, ausreichend nach Möglichkeiten zu suchen, bzw. sich zu Entscheidungen durchzuringen, mit denen sich die Einnahmen des Landes verbessern ließen. Das vielzitierte Beispiel:
Obwohl es eine Einnahmequelle wäre, bleibt der Preis für eine Anwohner-Parkvignette bei 20,40 Euro für zwei Jahre. In Frankfurt/Main sind es 240 Euro, in Köln 200 Euro, in München 60 Euro.
Die Koalition hat eine Erhöhung mit der Begründung abgelehnt, das brächte gerade mal Einnahmen in niedriger einstelliger Millionenhöhe. Als seien eins, zwei, drei oder acht Millionen nichts.
In Berlin werden insgesamt 208.000 Bewohner:innenparkausweise genutzt, darin nicht enthalten die Betriebsvignetten und Handwerker:innen-Parkausweise für gewerbliche Fahrzeuge.
Perspektivisch wird die Zahl der Parkausweise steigen. Gegenwärtig betragen die Einnahmen 4,24 Millionen Euro.
Verdoppelte man die Gebühren auf 40,80 Euro, wären es 8,48 Millionen Euro, verdreifacht sind es 12,72 Millionen.
Vielleicht sind ja die einen oder anderen Menschen bereit, für ihre Kultur und ihre Kulturschaffenden, den Erhalt von Teilhabemöglichkeiten, Projekten, Initiativen, Angeboten der Kulturellen Bildung und Betätigung für Kinder und Jugendliche, Geld einen höheren Betrag, als die 20,40 für die Anwohnervignette zu zahlen und die Differenz auf ein Spendenkonto zum Beispiel für den Erhalt von Arbeitsräumen zu spenden.
Und ich bin sicher, auch viele andere werden – so sie können – für ein solches Anliegen etwas spenden.
Diese Idee, den Gedanken, werde ich gemeinsam mit anderen auf Tauglichkeit und Realisierbarkeit prüfen.