Auf den Spuren von Ingeborg Hunzinger

Am Freitag, den 8. Juli 2016, war ich gemeinsam mit unserer Kulturstadträtin Juliane Witt wieder mit vielen interessierten Bürgerinnen und Bürgern in Marzahn-Mitte unterwegs. Diesmal auf den Spuren von Ingeborg Hunzinger (1915-2009). Sie ist als Bildhauerin mit zahlreichen eindrucksvollen Werken in Marzahn vertreten. Unter den Nazis als Jüdin und Kommunistin verfolgt, lebte sie im italienischen Exil und arbeitete später in der DDR als freischaffende Künstlerin, ohne sich jedoch dem Staat anzubiedern. Das „ideologische Affentheater auf dem Gebiet der Kultur und die Bevormundung“ hielt sie für unwürdig und lehnte deshalb auch den „Vaterländischen Verdienstorden“ und den „Nationalpreis der DDR“ ab. Linken Idealen blieb sie aber treu und war bis zu ihrem Tod Mitglied der LINKEN.

Unser Kiezspaziergang startete am Freizeitforum. Hier bilden die Skulpturen „Die Geschlagene“, „Die sich Aufrichtende“ und „Der sich Befreiende“ das Ensemble „Denkmal für Kommunisten und antifaschistische Widerstandskämpfer“. Die Figuren beschreiben die verschiedenen Situationen und Zustände im Kampf gegen den Faschismus. Zu den Skulpturen selbst sagte Hunzinger, dass sie „nicht die üblichen Antifa-Denkmäler“ reproduzieren wollte. Es sollte vielmehr „eine Metapher darstellen, für alle Menschen, die seit Jahrtausenden leiden und unterdrückt werden“. Der Widerstand von Kommunisten und antifaschistischen Widerstandskämpfern wird damit in eine universale Erzählung von Widerstand gegen Unterdrückung eingeordnet. Eine Abkehr vom Heroismus der DDR-Geschichtsschreibung, aber auch eine Einebnung historischer Singularität. Seit dem letztem Jahr erinnert auch eine Bodenplatte an die Skulpturen. Auf Initiative des ehemaligen LINKEN-Stadtrats Dr. Heinrich Niemann wurde sie hier installiert.

Durch das Dorf Marzahn ging es weiter zum Bäckerpfuhl. Hinter dem Geschäftshaus, das bald für das neue Zentrum „Am Anger“ Platz macht, liegt der Bäckerpfuhl. Im Park stehen Hunzingers Werke „Jugend – Älteres Paar“. Leider sind beide Werke beschmiert und stehen etwas versteckt. Mit dem Investor des neuen Zentrums wurde ein städtebaulicher Vertrag abgeschlossen, der auch die Aufwertung des kleinen Parks vereinbart wurde. Ich werde mich darum kümmern, dass das auch passiert und auch die Skulpturen – Karl Blümels „Märkische Dorfszenen“ eingeschlossen – von der Aufwertung profitieren.

Die letzte Station war die Südspitze. Südlich der Allee der Kosmonauten steht in einer kleinen Parkanlage nördlich vom Heinz-Graffunder-Park die Skulptur „Frauen“. Sie ist mittlerweile fast vollständig zugewachsen und war auch für uns zunächst schwer auffindbar.

Bei Kaffee und Kuchen im Abgeordnetenbüro am Helene-Weigel-Platz berieten wir, was geschehen muss, dass die Kunstwerke wieder für eine breitere Öffentlichkeit wahrnehmbar werden. Alle Teilnehmer*innen des Kiezspaziergangs unterstützten die Forderung, dass die Kunstwerke mit Informationstafeln versehen, gereinigt und von Pflanzen befreit werden müssen. Außerdem wäre für Besucher*innen aber auch Einheimische ein Wegeleitsystem wünschenswert.

Die Linksfraktion in der BVV Marzahn-Hellersdorf hat in der Juli-BVV noch einen entsprechenden dringlichen Antrag dazu eingebracht, der aber aufgrund der Stimmen der Zählgemeinschaft (SPD, CDU, Bündnisgrüne) nicht behandelt wurde. Ich werde das Thema weiter verfolgen.